Am 12. Oktober 2021 findet eine Betriebsversammlung und Kundgebung von Gewerkschaft und Betriebsrat der privaten Kindergartenträgerorganisationen in Wien statt. Kindergärten und Horte sind bis 12:30 Uhr geschlossen.

Die Betriebsversammlung wurde von Gewerkschaften und BetriebsrätInnen am 12. Oktober 2021 von 06:00 Uhr bis 12:30 Uhr angesetzt. Während dieser Zeit bleiben private Kindergärten und Horte in Wien mit Ausnahme von Betriebskindergärten geschlossen. Die Eltern erhalten am 21. September 2021 entsprechende Informationen, in denen auch darauf hingewiesen wird, dass die nicht verfügbare Betreuungseinrichtung als Dienstverhinderung laut §8 AngG gilt.

Seit Jahrzehnten appellieren die privaten KindergartenträgerInnen Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, KIWI-Kinder in Wien und die St. Nikolausstiftung, die Gewerkschaft und die Berufsvertretung der ElementarpädagogInnen, dass die Rahmenbedingungen für die Arbeit im Kindergarten und Hort dringend verbessert werden müssen.

PädagogInnenmangel in ganz Österreich

Nun ist er in ganz Österreich angekommen, der PädagogInnenmangel: In Salzburg und Oberösterreich werden die ersten Gruppen geschlossen, in der Steiermark gibt es einen Crashkurs für die Ausbildung zur PädagogIn im Ausmaß von 30 Wochenstunden(!) und in Wien werden PädagogInnen mit Nachsicht eingestellt, damit der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Die Pandemie verschärfte die Situation entscheidend, es gab kaum Schutzmaßnahmen für die MitarbeiterInnen und die Verordnung seitens der Bundesregierung zum Schutz aller kleine Gruppen zu führen, ist mit einem PädagogInnen- und Raummangel nicht möglich.

Unzureichende Rahmenbedingungen

Der eindringliche Appell, die Rahmenbedingungen in der ersten Bildungseinrichtung Kindergarten anzupassen, wurde politisch über Jahre ignoriert. 2009 wurde der „Bundesländerübergreifende BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen in Österreich“ eingeführt. Ein wichtiger und längst notwendiger Schritt in der Qualitätsentwicklung im Bereich der frühkindlichen Bildung. Nur wurde vergessen, dass für eine qualitätsvolle Umsetzung vor Ort im Kindergarten auch die Rahmenbedingungen korrelieren müssen. Kinder in ihrer individuellen Entwicklung zu begleiten, zu fördern, ihre Entwicklungsschritte zu dokumentieren und den Bildungsalltag zu planen, ist mit dem aktuellen Personal-Schlüssel nicht möglich. Die Vorbereitungszeit von 5 Stunden im Rahmen einer Vollzeitanstellung ist eine Zusatz-Leistung der privaten Träger, da sie in Wien gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Zum Vergleich: In der Volksschule ist eine PädagogIn Vollzeit mit max. 24 Stunden im Kinderdienst, der Rest dient zur Vorbereitung.

Kindergarten: Spielball zwischen Bund und Ländern

„Eine Gesellschaft offenbart sich nirgendwo deutlicher als in der Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern umgeht.“ So das Zitat von Nelson Mandela im Vorwort des bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlans. Allen Kindern eine gute und chancengerechte Bildungslaufbahn zu ermöglichen, klingt in der Theorie gut, kann aber in der Praxis nicht gelebt werden. Der Bund ist für die Ausbildung der ElementarpädagogInnen zuständig. Seit vielen Jahren weisen wir darauf hin, dass diese Ausbildung grundlegend verändert werden muss, da die Berufsentscheidung mit 14 Jahren viel zu früh ansetzt. Tatsächlich steigt nur ein kleiner Teil der BAfEP-AbsolventInnen in den Beruf ein, viele werfen wegen der Rahmenbedingungen bald das Handtuch.

Auch der Fleckerlteppich an gänzlich unterschiedlichen Rahmenbedingungen erschwert die Durchsetzung von qualitätsvollen Arbeitsbedingungen enorm. Gruppengröße, Gehalt, Öffnungszeiten, Urlaub, Vorbereitungszeit, Fördergeld usw. sind in jedem Bundesland individuell geregelt. Alle diese Faktoren, die zu unterschiedlichen und unzureichenden Rahmenbedingungen führen, sind u.a. für den Pädagog*innenmangel verantwortlich. Im Endeffekt sind die Kinder die Leidtragenden, auch ihnen gegenüber fehlt jede Wertschätzung der politisch Verantwortlichen.

Unsere Forderungen: #kindergartenbraucht

  • Alle politisch Verantwortlichen in Ländern und Bund sind jetzt dazu aufgefordert, gemeinsam und langfristig ein Budget für die Elementarpädagogik über Legislatur-perioden hinweg zu fixieren, das die Verbesserung der Rahmenbedingungen in Kindergärten und Horten ermöglicht. Konkret bedeutet das, statt bisher 0,64% sofort mindestens 1% vom BIP für elementare Bildung zur Verfügung zu stellen.
  • Eine qualitätsvolle und rasche Ausbildungsoffensive für Elementarpädagog*innen muss sofort gestartet werden.
  • Zudem ist ein Stufenplan für die Reduzierung der Gruppengröße auszuarbeiten, damit diese in spätestens fünf Jahren der wissenschaftlich empfohlenen Fachkraft-Kind-Relation entspricht – und dies österreichweit einheitlich. Qualitätsvolle Arbeit, die dem BildungsRahmenPlan entspricht, würde etwa einen Fachkraft-Kind-Schlüssel von 1:7 in der Altersgruppe der 3-6 Jährigen benötigen.[1] Dass im Kindergarten dennoch so hochwertige Bildungsarbeit geleistet wird, erfordert höchstes Engagement.
  • Die Länder und Gemeinden sind auch aufgefordert, öffentliche und private BetreiberInnen finanziell gleichzustellen. Denn jedes Kind und jede MitarbeiterIn sind gleich viel wert.

Betriebsversammlung: 12. Oktober 2021, 06:00 – 12:30 Uhr

Trotz all dem begleiten und fördern die MitarbeiterInnen in den Kindergärten und Horten alle Kinder mit großem Engagement und hoher Kompetenz. Sie waren auch während der Lockdowns stets für die Kinder und Eltern da. Die privaten Wiener Trägerorganisationen Diakonie Bildung, Kinderfreunde Wien, KIWI-Kinder in Wien und St. Nikolausstiftung, die seit letztem Jahr bildungspolitische Forderungen gemeinsam im Netzwerk „Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien“ vertreten, ersuchen nun alle Eltern, die Kindergarten- und Hort-Mitarbeiter*innen bei ihrem Appell zu unterstützen.

Bei Rückfragen stehen Ihnen unsere Mediensprecherinnen gerne zur Verfügung:

Diakonie Bildung
Karin Brandstötter, 0664 827 34 83
karin.brandstoetter@diakonie.at

Kinderfreunde Wien
Michaela Müller-Wenzel, 0664 542 31 58
michaela.mueller-wenzel@wien.kinderfreunde.at

Kinder in Wien (KIWI)
Susanne Borth, 0664 886 89 008
s.borth@kinderinwien.at

St. Nikolausstiftung
Gabriele Zwick, 0664 610 1398
g.zwick@nikolausstiftung.at

[1] Folgende Empfehlungen der Fachkraft-Kind-Relation und der Gruppengröße ist aktuell in pädagogischer Fachliteratur zu finden: In Gruppen mit vorwiegend jungen Kindern bis zum 3. Lebensjahr wird der Schlüssel von 1:3 bis maximal 1:6 empfohlen, die Gruppengröße sollte 6 bis max. 12 Kinder betragen, für 2- bis 3-Jährige max. 14 Kinder. Für Kindergartengruppen 3- bis 6-Jährige wird je nach Altersverteilung ein Schlüssel von 1:5 bis max. 1:10 empfohlen. Optimal sind in dieser Altersspanne in etwa 7 Kinder pro Fachkraft und die Gruppengröße zwischen 14 und max. 20 Kindern pro Gruppe gilt als guter Standard – optimal ist die Gruppengröße von 15 Kindern. Altersübergreifende Gruppen von 1- bis 6-Jährigen sollten max. 15 Kinder – davon höchstens fünf Kinder unter drei Jahren umfassen (Viernickel & Schwarz, 2009)

St. Nikolausstiftung: Abschluss des Managementlehrgangs für LeiterInnen gemäß § 3a WKGG in Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems und Diakonie Bildung

Am 3. September 2021 fand die feierliche Zertifikatsübergabe für den Abschluss des Managementlehrgangs für LeiterInnen statt. Der Abschluss des Lehrgangs befähigt die TeilnehmerInnen für die Leitungsaufgaben laut § 3a WKGG (Wiener Kindergartengesetz).

Neun langjährige MitarbeiterInnen der St. Nikolausstiftung und sieben KollegInnen der Diakonie Bildung haben im Oktober 2020 mit der Ausbildung, die in Kooperation mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems und Diakonie Bildung durchgeführt wird, begonnen und haben den Lehrgang erfolgreich absolviert. Das Curriculum enthält Fortbildungen (111 Unterrichtseinheiten) in den Bereichen:

  • Qualitätsmanagement
  • Personalmanagement, Teamentwicklung und Teamführung sowie Persönlichkeitskompetenz
  • Konflikt- und Beschwerdemanagement sowie Kommunikation
  • Rechtliche und betriebswirtschaftliche Grundlagen
  • Zusammenarbeit mit Eltern/Obsorgeberechtigten sowie Öffentlichkeitsarbeit

Gut ausgebildete und motivierte MitarbeiterInnen sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Schnittstellenfunktion der Leitungspersonen erhält mit der fundierten Managementausbildung eine wichtige Qualitätsentwicklung und stärkt und professionalisiert die Mitarbeitenden im Bereich Kindergarten. „Ich bin sehr dankbar, dass sich unsere Pädagoginnen und Pädagogen trotz Pandemie fortbilden und gratuliere herzlich zum erfolgreichen Abschluss“, so Elmar Walter, Geschäftsführer.

Herzlich willkommen im neuen Kindergarten-, Hort- und Schuljahr!
Wir wünschen allen Kindern, Familien und MitarbeiterInnen ein schönes, erfolgreiches und gesundes Arbeitsjahr 2021/22.

Unser wichtigstes Anliegen ist, Ihrem Kind und unserem Personal im Kindergarten/Hort einen möglichst sicheren Ort zu bieten. Auch wenn wir weiterhin im pädagogischen Alltag einige Einschränkungen haben und Feste und Feiern noch nicht in der gewohnten Form stattfinden können, sind wir bemüht, dass Ihr Kind in unseren Kindergärten/Horten seine zum Großteil gewohnte Spiel- und Lernumgebung vorfindet.

Ihre St. Nikolausstiftung

Auf die Ausrollung der sogenannten PCR-Lutschertests warten wir – die privaten Trägerorganisationen – seit vielen Monaten. Eine regelmäßige Testung der Kinder würde zusätzliche Sicherheit für alle bringen – für das Personal, die anderen Kinder und für die Familien.
Brigitte Hausner, Inspektorin der St. Nikolausstiftung, nimmt in ORF “Wien heute” vom 13.08.2021 dazu Stellung. In der TVthek zum Nachsehen – bis 20.08.2021:
https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/14102016/PCR-Tests-nicht-fuer-alle-Kindergartenkinder/14979098

 

Presseartikel Der Standard:
Warten auf Corona-Schutzkonzept für die fast vergessenen Kindergärten

Stellvertretend für die Betroffenen bringt Susanna Haas (pädagogische Leitung der St. Nikolausstiftung) das Dilemma der Kindergärten in der Pandemie im STANDARD-Gespräch so auf den Punkt: “Kinder zwischen null und sechs Jahren kommen in Corona-Schutzkonzepten ja gar nirgends vor.” Also genau die altersmäßige “Zielgruppe” des elementarpädagogischen Bildungsbereichs. Darum blicke man zwar “nicht mit Angst, aber doch Sorge auf das, was im Herbst auf uns zukommen wird”, sagt die Pädagogin […].

Hier der Link zum Artikel.

Politik hat durch das Ignorieren von Appellen für bessere Rahmenbedingungen schlechtere Startbedingungen für die Bildungslaufbahn von Kindern zu verantworten

Eine Studie der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und des Netzwerks Elementare Bildung (NEBÖ) unterstreicht, worauf private Kindergartenträgerorganisationen seit Jahren hinweisen: den Personalmangel im Kindergarten. Was sich bereits in den letzten Jahren abzeichnete und mehrfach von Expert*innen kritisiert wurde, hat die Corona-Pandemie nun massiv verschärft.

1% vom BIP für die Elementarpädagogik
Der Fachkraft-Kind-Schlüssel, der zentrale Faktor einer guten frühkindlichen Bildung, hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert und fällt uns in der Pandemie auf den Kopf. In kleineren Gruppen und mit mehr Personal könnten Kinder ihrer individuellen Entwicklung entsprechend begleitet und unterstützt werden und in Krisenzeiten könnte der Betrieb besser und sicherer gestaltet werden.

Mitarbeiter*innen sind nun u.a. auch aufgrund zusätzlicher Einschränkungen, Auflagen und Verordnungen müde oder unzufrieden. Fehlende Ressourcen, wenig Wertschätzung und unzureichende Arbeitsbedingungen werden seit Jahren für das Ausscheiden aus dem Berufsfeld genannt. Daher fordert die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien: Mehr fundiert ausgebildete Pädagog*innen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, kleinere Gruppen, ein österreichweit einheitliches Bundesrahmengesetz, mehr qualifiziertes Zusatzpersonal aus verschiedenen Fachbereichen (Sonderkindergartenpädagogik, Logopädie, Ergotherapie, Psychologie, Sozialarbeit etc.) sowie eine sofortige Ausbildungsoffensive (nur rund 25 Prozent der Absolvent*innen bleiben im Beruf).

Dazu braucht es 1% vom BIP (derzeit 0,64%) für die Elementarpädagogik, damit sowohl in den öffentlichen als auch den qualitativen privaten Trägern mit einheitlich hohen Qualitätsstandards gearbeitet werden kann.

Testpflicht für alle und Lutschertests
Vom Personal wurde in den letzten 1,5 Jahren enorm viel verlangt und erwartet. Trotz Lockdown waren die Kindergärten immer geöffnet – im Gegensatz zur Schule. Auch in den Sommerferien haben Kindergärten und Horte bis auf wenige Sommerschließtage geöffnet.

Laufend kommen Familien aus dem Urlaub zurück, aber von einem Sicherheits- oder Präventionskonzept für Kindergärten und Horte hört man nichts. Kinder dürfen ohne vorherigen Test wieder den Kindergarten besuchen, es wird einfach der „Status“ der Eltern angenommen. Für die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien ist es ärgerlich und frustrierend, in den Medien über Planungen für das nächste Schulsemester zu lesen, denn im Kindergarten ist die Trägerorganisation selbst gefordert, geeignete Maßnahmen zu setzen. Die zentrale Verankerung elementarpädagogischer Einrichtungen im Bund würde die Kommunikation und auch die Umsetzung von Maßnahmen für alle Beteiligten erleichtern.

Alle Mitarbeiter*innen in Wien werden weiterhin wöchentlich getestet, damit das Infektionsgeschehen erfasst wird. Aber auch Kinder spielen im Infektionsgeschehen eine Rolle. Auf die Ausrollung der sogenannten Lutschertests warten wir seit vielen Monaten, sind sich Diakonie Bildung, KIWI-Kinder in Wien, Kinderfreunde und die St. Nikolausstiftung einig. Eine regelmäßige Testung der Kinder würde zusätzliche Sicherheit für alle bringen – für das Personal, die anderen Kinder und für die Familien.

Politik ist für die Rahmenbedingungen verantwortlich
Die politisch Verantwortlichen müssen die Bedeutung der ersten Lebensjahre und der prägenden frühkindlichen Bildung endlich ernst nehmen und sofort richtungsweisende Handlungen setzen, damit die Rahmenbedingungen im Kindergarten auch denen einer ersten Bildungseinrichtung entsprechen. Erschöpfte oder frustrierte Mitarbeiter*innen können immer weniger die nötige Begleitung der jüngsten Kinder für eine förderliche und glückliche Bildungslaufbahn gewährleisten.

Nun ist es an der Zeit etwas durchzuatmen – ein außergewöhnliches Kindergarten- und Hortjahr 2020/2021 in der St. Nikolausstiftung geht zu Ende. Die Schließtage unserer Standorte stehen bevor und es erwartet uns alle ein Sommer, der einen Hauch „Normalität“ zurückbringt – in der Hoffnung, dass es Stück für Stück zurück geht in unser gewohntes Leben.

Bitte beachten Sie während der Sommermonate die geänderten Öffnungszeiten der Geschäftsstelle der St. Nikolausstiftung:
02.-20. August 2021: Montag- Donnerstag 08:00-14:00 Uhr, Freitag: 08:00-14:00 Uhr
23.-27. August 2021: Montag- Donnerstag 08:00-14:00 Uhr, Freitag: 08:00-13:00 Uhr

Ab 30. August 2021 sind wir zu den regulären Zeiten wieder für Sie erreichbar!

Die St. Nikolausstiftung wünscht Ihnen einen wunderschönen Sommer mit sonnigen, entspannten und vor allem unbeschwerten Tagen!

#kindergartenbraucht dringend Hilfe und Reformen

„Es ist allerhöchste Zeit zu handeln“, richten die Geschäftsführer*innen der vier großen privaten Kindergartenträger*innen Diakonie Bildung, KIWI – Kinder in Wien, Kinderfreunde Wien und St. Nikolausstiftung ihren Appell an Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr, MA. Auch wenn mittelfristig Gesprächsbereitschaft im Rahmen eines runden Tisches mit dem Stadtrat und der MA10 hinsichtlich einer Novellierung des Fördersystems signalisiert wurde, wird sich die Situation in der Elementarpädagogik bis dahin weiter verschärfen. Valorisierungen der Förderungen sind über Jahre unter den Kostensteigerungen geblieben – die Schere für die Träger*innen ist dementsprechend immer größer geworden.

„Bildungsstadtrat Wiederkehr ist 200 Tage im Amt, jedoch lassen die angekündigten Verbesserungen weiter auf sich warten!“, so die Geschäftsführer*innen. Verwiesen wurde auf das Regierungsprogramm, das nun mit einem Umsetzungsplan versehen werden soll. Ein neues Fördersystem soll in den nächsten Jahren entwickelt werden, bis dahin sollen Valorisierungen nicht überdacht werden.

Die Forderungen der Initiative gehen jedoch weit über die im Regierungsprogramm grob umschriebenen Maßnahmen hinaus.
Die Träger fordern weiterhin und dringend die Umsetzung von:

  • 1% vom BIP (derzeit 0,64%),
  • mehr fundiert ausgebildete Pädagog*innen,
  • einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel,
  • mehr qualitative Bildungszeit,
  • mehr politische und gesellschaftliche Anerkennung,
  • ein österreichweit einheitliches Bundesrahmengesetz,
  • mehr qualifiziertes Zusatzpersonal aus verschiedenen Fachbereichen (Sonderkindergartenpädagogik, Logopädie, Ergotherapie, Psychologie, Sozialarbeit etc.) sowie
  • eine sofortige Ausbildungsoffensive (nur rund 25 Prozent der Absolvent*innen bleiben im Beruf)

Darüber hinaus wirkt sich nach wie vor die Corona-Krise stark auf den Kindergarten- und Hortbereich aus. Coronahilfen seitens der MA 10 stützten seit dem Beginn der Pandemie bis hin zum ersten Quartal 2021 die Arbeit der Träger*innen, im zweiten Quartal wurde jedoch trotz gleicher Voraussetzungen bis jetzt kein finanzieller Ausgleich gewährt. Coronahilfen sind aber nach wie vor notwendig, um die Betreuungssicherheit für Eltern und Kinder zu gewährleisten.

Seit Jahren erhalten die Träger*innen zudem prozentuell weniger an Valorisierung als die Gehaltssteigerungen ausmachen. Im Sinne der Mitarbeiter*innen wäre auch eine ausreichende Valorisierung der Gehälter dringend notwendig, wie auch von der Gewerkschaft gefordert. Das ist auch mit ein Grund, warum viele Pädagog*innen das Berufsfeld verlassen.

Außerdem spricht sich die Träger*inneninitiative für eine Gleichstellung in personeller und finanzieller Sicht zu den öffentlichen Kindergärten aus (in Bezug auf zusätzliches Stützpersonal und multiprofessionelle Teams). Weiters werden aufgrund des immer weiter gestiegenen administrativen Aufwands für die Einrichtungsleitungen Büromitarbeiter*innen dringend benötigt.
Die Zeit drängt!

Letzte Woche wurden Maßnahmen der Träger*inneninitiative auch von den NEOS auf Bundesebene gefordert. In Wien gibt es die Möglichkeit, dass dieser Einsatz für die Elementarpädagogik nicht nur aus Worthülsen besteht, sondern als Vorzeigemodell tatsächlich in die Tat umgesetzt wird!

Rückfragen & Kontakt:

Bei Rückfragen stehen Ihnen die Mediensprecherinnen gerne zur Verfügung:

St. Nikolausstiftung
Gabriele Zwick, 0664 610 1398

Diakonie Bildung
Karin Brandstötter, 0664 827 34 83

Kinderfreunde Wien
Michaela Müller-Wenzel, 0664 542 31 58

Kinder in Wien (KIWI)
Susanne Borth, 0664 886 89 008

Für das neue Kindergarten- und Hortjahr 2021/22 gibt es noch freie Plätze für Kinder ab 1 Jahr in ganz Wien

Der Kindergarten kennt keinen Lockdown! Auch im vergangenen Pandemiejahr war der Kindergarten immer offen, damit alle Kinder ihren gewohnten Platz im Kreise ihrer Peers haben und Eltern ihrem Beruf nachgehen können. Im Spiel mit Gleichaltrigen und durch gezielte Bildungsimpulse der PädagogInnen lernen Kinder jeden Tag. Gerade in herausfordernden Zeiten finden Kinder im Kindergarten durch tägliche Routine, Rituale und Feste auch Halt. Im gemeinsamen Spiel können sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse, wie auch das Thema Coronavirus, einfließen lassen und lernen mit und von anderen Kindern. All das trägt zu ihrem Wohlbefinden und ihrer Entwicklung maßgeblich bei.

Freie Plätze für Kinder ab 1 Jahr

Die gute Nachricht für Eltern: In den rund 90 Standorten der St. Nikolausstiftung gibt es noch einige freie Plätze für Kinder ab dem 1. Lebensjahr.
Eine Übersicht über alle aktuellen freie Plätze ab September 2021 finden Eltern auf unserer Webseite unter:
https://nikolausstiftung.at/#freieplaetze (Stand: 11. Juni 2021)

Freie Plätze für Kleinkinder ab 1 Jahr gibt es in folgenden Bezirken:
2, 10, 11, 15, 16, 20, 21, 22

Freie Plätze für Kinder ab 3 Jahren: in allen Bezirken – außer 1, 3, 13

Hortplätze für Kinder von 6-10 Jahren: in den Bezirken 16 und 21

Die Platzvergabe und die Anmeldung finden direkt am Standort bei der jeweiligen Standortleitung statt. Während der Schließzeiten des Kindergartens/Hortes können sich Interessierte auch an die Geschäftsstelle der St. Nikolausstiftung (01 51 552 3838 oder office@nikolausstiftung.at) wenden.

Wichtiges zur Eingewöhnung – kurz und übersichtlich zusammengefasst

Auf in den Kindergarten! Mit dem Eintritt in den Kindergarten beginnt ein wichtiger Schritt für Kinder und ihre Eltern. Damit die Eingewöhnung gut gelingt, kann man bereits im Vorfeld einiges beachten. In unserer kostenlosen Informationsbroschüre „Leitfaden zur Eingewöhnung“ gibt es viele wertvolle Informationen und Tipps für Eltern.

Alle Eltern erhalten den Leitfaden bereits bei der Anmeldung in einem Standort der St. Nikolausstiftung. Als weiteres Service steht die Broschüre kostenlos zum Download bereit, auch in den Sprachen Englisch, Polnisch und Serbisch.

Die St. Nikolausstiftung wünscht allen Eltern, Kindern und MitarbeiterInnen der Kindergärten und Horte einen schönen und erholsamen Sommer – wir freuen uns auf das neue Kindergarten- und Hortjahr 2021/22!

Presseinformation von „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“:

Rechnungshof bestätigt wiederkehrende Forderungen von „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“*: bundesweite (Mindest)Standards, nicht nur für die frühkindliche Sprachförderung sind unumgänglich.

Am 28. Mai 2021 veröffentlichte der Rechnungshof einen bisher kaum diskutierten Bericht zur „frühen sprachlichen Förderung in Kindergärten“. Der Bericht analysiert exemplarisch an den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich die Umsetzungen und Auswirkungen der Bund-Länder-Vereinbarungen („15a-Vereinbarungen“) zur Förderung des frühkindlichen Spracherwerbs in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen.

Seit dem Jahr 2008 stellt der Bund den Ländern bedarfsorientierte Zweckzuschüsse für zusätzliche Maßnahmen in diesem Bereich zur Verfügung. Denn: Je früher ein Kind – egal, ob als Erst- oder Zweitsprache – die deutsche Sprache erlernt, umso leichter fällt der Schuleinstieg und -fortschritt, womit sich auch die Chancen auf einen erfolgreichen Ausbildungs- und Berufsweg erhöhen. Dieser wohl unbestrittenen Position stehen aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Herangehensweisen, Rahmenbedingungen sowie Defizite in der Organisation der frühkindlichen Sprachförderung entgegen.

Zentrale Kritikpunkte und Empfehlungen des Rechnungshofs

  • Erhebung des Sprachniveaus für alle Kinder! Zuschüsse für zusätzliche Maßnahmen!
    Der Rechnungshof kritisiert, dass nicht alle Kinder der entsprechenden Altersgruppe verpflichtend einer Feststellung ihres Sprachniveaus unterzogen werden. Die Zuschüsse seien zudem teilweise dafür verwendet worden, die Finanzierung bereits bestehender Einrichtungen bzw. Maßnahmen zu bestreiten.
  • Bundeseinheitliche Kriterien der sprachlichen Frühförderung!
    Der Rechnungshof fordert das BM:BWF auf, unter Einbeziehung der Bundesländer sowie von sprachwissenschaftlichen Expertinnen und Experten die Kriterien für frühe sprachliche Förderung in Österreich weiterzuentwickeln und auf bundesweit einheitliche Kriterien zu drängen.
  • Bessere Datenlage zur Wirksamkeit der mit den Zweckzuschüssen finanzierten Maßnahmen!
    Die Entscheidung zur Fortführung der Finanzierung der frühen sprachlichen Förderung über Zweckzuschüsse sollte vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf Basis aussagekräftiger Wirkungsdaten getroffen werden.
  • Einbeziehung von Elementarpädagoginnen und -pädagogen im Zuge der Erhebung des Sprachniveaus vor dem Schuleintritt!
    Der Rechnungshof kritisiert die unterschiedlichen Zahlen für den Sprachförderbedarf, wie sie am Ende des letzten Kindergartenjahres bzw. bei Schuleintritt erhoben werden. Er empfiehlt die Involvierung von Elementarpädagoginnen und -pädagogen bei der Feststellung des Sprachstands im Zuge der Schuleinschreibung sowie die Evaluierung der aktuell eingesetzten Messinstrumente.

Einheitliche Rahmenbedingungen für Sprachförderung in elementaren Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen

Deutliche Worte findet der Rechnungshof, was die Rahmenbedingungen der sprachlichen Frühförderung im Besonderen sowie die von Bundesland zu Bundesland, von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedliche Ausgestaltung der Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen im Allgemeinen betrifft. Und er nimmt sowohl das BM:BWF als auch den von der Bundesregierung neu eingerichteten Bildungsbeirat in die Pflicht. Divergierende Anforderungen an das Kindergartenpersonal, variierende Qualitätsniveaus hinsichtlich des Personalschlüssels, der Gruppengrößen, des Raumangebots, der Öffnungszeiten u. a. m. sowie unterschiedliche Finanzierungen – etwa die uneinheitlichen Förderzahlungen an private Träger – seien Stolpersteine bei der Weiterentwicklung der Kindergärten zu primären Bildungseinrichtungen.

Dem stimmt „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“ vollinhaltlich zu. Denn: Die relevanten Erfolgsfaktoren der Sprachförderung im Elementarbereich sind Zeitressourcen und sensitive, individuelle sprachliche Zuwendung der Pädagoginnen und Pädagogen zu jedem einzelnen Kind. Dazu kommen noch die Gestaltung eines anregenden und Sicherheit gebenden Gruppenklimas und die einfühlsame Anregung verbaler Interaktionen der Kinder untereinander. Damit diese Faktoren ihre positive Wirkung auf die Sprachentwicklung entfalten können, bedarf es aber besserer Rahmenbedingungen in den elementaren Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Oberste Priorität muss es sein, die Sprachbildung – sowohl im Erstsprach- als auch im Zweitspracherwerb – durch das pädagogische Stammpersonal zu stärken und die alltagsintegrierte Sprachförderung zu fördern.

Besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel

Ein angemessener Fachkraft-Kind-Schlüssel und überschaubare Gruppengrößen bilden die Grundlage für qualitativ hochwertige, elementare Bildungsprozesse. Sie wirken sich vorteilhaft auf die kognitive und sprachliche Entwicklung sowie das Wohlbefinden von Kindern in Einrichtungen aus. Derzeit variiert der PädagogIn-Kind-Schlüssel bei Kleinkindgruppen in der Altersstufe der Zwei- bis Dreijährigen je nach Bundesland zwischen 1:3 bis 1:15. Die Empfehlungen von Expertinnen und Experten sowie wissenschaftlichen Untersuchungen liegen hingegen bei einem Schlüssel von 1:3 bis maximal 1:8.

Einheitliche Ausbildung für Assistenzkräfte

Im Unterschied zu den Pädagoginnen und Pädagogen ist die Berufsbildung für Assistenzkräfte in elementarpädagogischen Einrichtungen nicht einheitlich geregelt. In manchen Bundesländern reicht eine rudimentäre Ausbildung, in manchen ist nicht einmal das vorgesehen. „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“ plädiert für eine bundesweit einheitliche Ausbildungsverpflichtung, damit Assistenzkräfte die Pädagoginnen und Pädagogen u. a. für die individuelle Sprachförderung der Kinder freispielen bzw. sie dabei bestmöglich unterstützen können.

Maßnahmen gegen den Personalnotstand

Die Gründe für die aktuell herrschende Personalknappheit im elementarpädagogischen Bereich sind mannigfaltig. Ein unmittelbarer Vergleich mit der Volksschule macht jedoch deutlich, warum es für viele Absolventinnen und Absolventen einer Bundesanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) attraktiver ist, mit einem Studium fortzufahren, als den eben erlernten Beruf zu ergreifen. Nicht nur die Gehälter der Volksschulpädagoginnen und -pädagogen sind höher und ihre tägliche Arbeitszeit geringer, ihnen steht auch weitaus mehr Freizeit übers Jahr gesehen zur Verfügung. Dazu kommen noch ein vergleichsweise geringes Sozialprestige elementarpädagogischer Berufe und häufig unstete Arbeitsverhältnisse gerade am Beginn der Berufslaufbahn. Hier wäre aus Sicht der Trägerinitiative ein breites Handlungsfeld für den Beirat Elementarpädagogik gegeben, der sich für die Entlastung des pädagogischen Personals durch verbesserte strukturelle Standards, für die Reduktion bürokratischer Tätigkeiten zugunsten mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern sowie für fachliche Begleitung im Berufsalltag (multidisziplinäre Super- und Intervision) einsetzen müsse.

Erreichung der Barcelona-Ziele vorantreiben

Österreich gibt mit 0,6 Prozent des BIP rund ein Viertel weniger für Elementarbildung aus als der Durchschnitt der OECD-Staaten (0,8 Prozent). Die Spitzenreiter sind die bildungspolitischen Musterländer Schweden und Norwegen mit jeweils zwei Prozent. Auch bei der Erfüllung der so genannten Barcelona-Ziele hinkt Österreich hinterher. Die von der EU für 2010 angestrebte Betreuungsquote von mindestens 33 Prozent bei den unter Dreijährigen wurde bei der letzten Erhebung im Jahr 2019/20 mit 27,6 Prozent (71.802 von 260.446 Kindern) noch immer verfehlt.

* ABOUT: „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“

BÖE (Bundesverband Österreichischer Elternverwalteter Kindergruppen), Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Kinderfreunde, St. Nikolausstiftung und Volkshilfe haben sich unter dem Namen „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“ zusammengeschlossen, um Anliegen und Positionen im Bereich der Elementarpädagogik gemeinsam zu vertreten. Als bundesweit bzw. länderübergreifend tätige, gemeinnützige Träger privater Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen ist es das Ziel, praktisches Know-how und fachliche Inputs gezielt einzubringen. Die wichtigsten Anliegen sind: Fachkräftemangel, nachhaltige Verbesserung der pädagogischen Qualität, die Gestaltung österreichweiter, den wissenschaftlichen Erkenntnissen angepasster Rahmenbedingungen sowie die Durchforstung des Förderdschungels.

RÜCKFRAGEHINWEIS UND PRESSEKONTAKT

Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung

St. Nikolausstiftung
Mag. Gabriele Zwick, 0664 610 13 98
g.zwick@nikolausstiftung.at

c/o Hilfswerk Österreich
Mag. Petra Baumberger, +43 676 878760206,
presse@hilfswerk.at

PR-Agentur: die jungs kommunikation e. U.
Martin Lengauer, 0699 10088057
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