Spürbarer Personalmangel und fehlende Sicherheits- und Präventionskonzepte im Kindergarten

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Politik hat durch das Ignorieren von Appellen für bessere Rahmenbedingungen schlechtere Startbedingungen für die Bildungslaufbahn von Kindern zu verantworten

Eine Studie der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und des Netzwerks Elementare Bildung (NEBÖ) unterstreicht, worauf private Kindergartenträgerorganisationen seit Jahren hinweisen: den Personalmangel im Kindergarten. Was sich bereits in den letzten Jahren abzeichnete und mehrfach von Expert*innen kritisiert wurde, hat die Corona-Pandemie nun massiv verschärft.

1% vom BIP für die Elementarpädagogik
Der Fachkraft-Kind-Schlüssel, der zentrale Faktor einer guten frühkindlichen Bildung, hat sich seit Jahrzehnten nicht verändert und fällt uns in der Pandemie auf den Kopf. In kleineren Gruppen und mit mehr Personal könnten Kinder ihrer individuellen Entwicklung entsprechend begleitet und unterstützt werden und in Krisenzeiten könnte der Betrieb besser und sicherer gestaltet werden.

Mitarbeiter*innen sind nun u.a. auch aufgrund zusätzlicher Einschränkungen, Auflagen und Verordnungen müde oder unzufrieden. Fehlende Ressourcen, wenig Wertschätzung und unzureichende Arbeitsbedingungen werden seit Jahren für das Ausscheiden aus dem Berufsfeld genannt. Daher fordert die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien: Mehr fundiert ausgebildete Pädagog*innen, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, kleinere Gruppen, ein österreichweit einheitliches Bundesrahmengesetz, mehr qualifiziertes Zusatzpersonal aus verschiedenen Fachbereichen (Sonderkindergartenpädagogik, Logopädie, Ergotherapie, Psychologie, Sozialarbeit etc.) sowie eine sofortige Ausbildungsoffensive (nur rund 25 Prozent der Absolvent*innen bleiben im Beruf).

Dazu braucht es 1% vom BIP (derzeit 0,64%) für die Elementarpädagogik, damit sowohl in den öffentlichen als auch den qualitativen privaten Trägern mit einheitlich hohen Qualitätsstandards gearbeitet werden kann.

Testpflicht für alle und Lutschertests
Vom Personal wurde in den letzten 1,5 Jahren enorm viel verlangt und erwartet. Trotz Lockdown waren die Kindergärten immer geöffnet – im Gegensatz zur Schule. Auch in den Sommerferien haben Kindergärten und Horte bis auf wenige Sommerschließtage geöffnet.

Laufend kommen Familien aus dem Urlaub zurück, aber von einem Sicherheits- oder Präventionskonzept für Kindergärten und Horte hört man nichts. Kinder dürfen ohne vorherigen Test wieder den Kindergarten besuchen, es wird einfach der „Status“ der Eltern angenommen. Für die Träger*inneninitiative Elementare Bildung Wien ist es ärgerlich und frustrierend, in den Medien über Planungen für das nächste Schulsemester zu lesen, denn im Kindergarten ist die Trägerorganisation selbst gefordert, geeignete Maßnahmen zu setzen. Die zentrale Verankerung elementarpädagogischer Einrichtungen im Bund würde die Kommunikation und auch die Umsetzung von Maßnahmen für alle Beteiligten erleichtern.

Alle Mitarbeiter*innen in Wien werden weiterhin wöchentlich getestet, damit das Infektionsgeschehen erfasst wird. Aber auch Kinder spielen im Infektionsgeschehen eine Rolle. Auf die Ausrollung der sogenannten Lutschertests warten wir seit vielen Monaten, sind sich Diakonie Bildung, KIWI-Kinder in Wien, Kinderfreunde und die St. Nikolausstiftung einig. Eine regelmäßige Testung der Kinder würde zusätzliche Sicherheit für alle bringen – für das Personal, die anderen Kinder und für die Familien.

Politik ist für die Rahmenbedingungen verantwortlich
Die politisch Verantwortlichen müssen die Bedeutung der ersten Lebensjahre und der prägenden frühkindlichen Bildung endlich ernst nehmen und sofort richtungsweisende Handlungen setzen, damit die Rahmenbedingungen im Kindergarten auch denen einer ersten Bildungseinrichtung entsprechen. Erschöpfte oder frustrierte Mitarbeiter*innen können immer weniger die nötige Begleitung der jüngsten Kinder für eine förderliche und glückliche Bildungslaufbahn gewährleisten.