Bildung ist ein Recht!
Bildung ist ein Recht! Bildungschancen im Kindergarten
Das viel diskutierte Thema “frühkindliche Bildung” stand auf der fünften pädagogischen Fachtagung der St. Nikolausstiftung im Fokus. Bildung beginnt mit dem ersten Tag des Lebens. Folgerichtig kommt den frühen Kinderjahren und ihren Bildungseinrichtungen eine besondere Bedeutung zu, darüber waren sich auch die anwesenden PolitikerInnen, Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch und Familienministerin Dr. Sophie Karmasin, einig.
“Im Kindergarten lernen die Mädchen und Buben viele wichtige Fähigkeiten und Fertigkeiten, die sie auf ihrem gesamten weiteren Bildungsweg begleiten und unterstützen”, hob Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch bei seiner Rede hervor.
Familienministerin Dr. Sophie Karmasin ging in ihrem Statement auf die Ausbauoffensive der Kinderbetreuung in den kommenden Jahren ein. 350 Millionen Euro werde die Bundesregierung bis 2017 für die Neuschaffung von Betreuungsplätzen und die Verbesserung der Qualität zur Verfügung stellen: “Wir wollen, gemeinsam mit den Ländern und Gemeinden, bestehende Versorgungsengpässe bei Betreuungsangeboten für Kleinkinder und regionale Lücken im Kindergartenbereich beseitigen. Von 2008 bis 2012 wurden bereits mehr als 31.000 zusätzliche Plätze, davon 21.000 zusätzliche Betreuungsplätze für unter 3-Jährige, geschaffen. Mit den jetzt zur Verfügung stehenden Offensivmittel wollen wir das Barcelona-Ziel von 33% Betreuungsquote bei den unter 3-jährigen bis 2017 erreichen. Wir werden aber nicht nur in Quantität, sondern auch in Qualität investieren. Deshalb sollen als ersten Schritt die Rahmenbedingungen für Kinder und auch PädagogInnen durch freiwillige Verbesserung des Betreuungsschlüssels mit finanzieller Unterstützung des Bundes verbessert werden”, so die Familienministerin, und weiter: „Eine qualitätsvolle elementare Bildung fördert nicht nur das Wohl des Kindes, sondern unterstützt vor allem auch bildungspolitische Zielsetzungen, die Entwicklung der Sozialkompetenz und ist gleichzeitig auch Grundvoraussetzung für die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.”
Was brauchen junge Kinder?
Kinder sind von Anfang an mit einem “Anfängergeist” ausgestattet – einem, der aus Erfahrungen lernt. Für das Erfahrungslernen im Geist des Anfängers brauchen junge Kinder eine andere Unterstützung als für das Lernen “aus zweiter Hand”, nämlich die Übernahme von Können und Wissen von Menschen, die bereits etwas können. Die wesentliche Aufgabe von KleinkindpädagogInnen besteht daher nicht darin, den Mädchen und Buben dies oder jenes beizubringen, sondern sie darin zu unterstützen, sich ein Fundament an Erfahrungen zu schaffen, das sie für das Leben in der Gesellschaft brauchen. “Benötigt werden daher ExpertInnen für den kindlichen Anfängergeist, keine LehrerInnen für Krippenkinder und ältere”, erklärte der deutsche Bildungsexperte Dr. Gerd E. Schäfer in seinem Vortrag.
Die St. Nikolausstiftung setzt sich seit Jahren für eine bessere und gezieltere Aus- und Weiterbildung der ElementarpädagogInnen ein. Denn besonders junge Kinder brauchen Menschen, die sich intensiv mit ihrer Entwicklung auseinandersetzen und die gelernt haben, zu reflektieren, zu beobachten und ihr theoretisches Wissen mit der Praxis zu verknüpfen.
Bildung ist in Österreich auch eng mit dem sozialen Status verknüpft. Auf diese Thematik wies der Sozialexperte und stellvertretende Direktor der Diakonie Österreich, Mag. Martin Schenk, in seinem Beitrag hin. Lernt ein Kind den Geschmack vom zukünftigen Leben als Konkurrenz, Misstrauen, Verlassensein und Gewalt kennen oder macht es die Erfahrung qualitätsvoller Beziehungen, die von Vertrauen und Empathie geprägt sind? Vertrauen legt einen fundamentalen Grundstein. Das hat auch schon der Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckmann in seinen Langzeitstudien entdeckt: Investitionen im frühkindlichen Bereich haben den größten “return on investment” – ein investierter Dollar entspricht einer Rendite von acht Dollar, bei benachteiligten Kindern beträgt diese sogar 16 Dollar. Jeder in frühkindliche Bildung investierte Euro lohnt sich, je früher damit begonnen wird, desto besser!
“Die Politik ist daher gefordert, endlich österreichweit gültige Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards betreffend Gruppengröße, Personal, Ausstattung etc. im Bereich der Elementarpädagogik zu beschließen und umzusetzen – weil jedes Mädchen und jeder Bub die gleiche Chance auf eine erfolgreiche Bildungslaufbahn haben muss”, betont Susanna Haas, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung.
“Bereits vor 25 Jahren wurde im Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention das Recht des Kindes auf Bildung festgeschrieben. Jedes Kind hat das Recht auf ein faires Bildungssystem – vor allem in Österreich sollte dies möglich sein!”, bringt es Mag. Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung auf den Punkt.
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