Weihbischof em. DDr. Helmut Krätzl (23.10.1931 – 02.05.2023)
“Die Neugierde nimmt mir auch die Angst vor dem Sterben. Wir gehen als gläubige Menschen keinem Ende, sondern einer Vollendung entgegen.”
“Freuet euch an eurem Glauben und freuet euch auch an der Kirche! Denn trotz aller negativen Bilder, die sie auch gibt, in der Geschichte und auch heute, ist sie eine sehr starke Kraft. Für die Gesellschaft und für die Zukunft in der wir leben. Auch für Europa.“ Weihbischof em. DDr. Helmut Krätzl, Kirchen- und Glaubensvisionär, ist am 2. Mai 2023 im Alter von 91 Jahren von uns gegangen.
Er war einer der angesehensten Repräsentanten der katholischen Kirche in Österreich. Einer, der wie kein anderer die vielen Entwicklungen der Katholischen Kirche begleitet, unterstützt und hinterfragt hat. So ist sein Einsatz für die konsequente Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils unvergessen. In seinen fast 69 Jahren als Priester und mehr als 45 Jahren als Bischof hat der Wiener Weihbischof die spannenden Entwicklungen vom absolutistischen Papst Pius XII bis zu Papst Franziskus, dem Verfechter einer armen, dienenden Kirche, oft hautnah miterlebt.
Helmut Krätzl stand für eine den Menschen nachgehende Seelsorge, ihm war die Begegnung wichtig – immer das Gespräch suchend. Er setzte sich für den Dienst der Kirche an der Gesellschaft von heute ein: Einerseits trat er in Kontakt mit allen Generationen, um mit ihnen die Geschichte zu deuten und um ihre eigene Verantwortung für jetzt und morgen klarzumachen. Andererseits um ökumenische Verständigung zu fördern. In Zeiten massiver globaler Veränderungen höchst aktuelle Themen.
Helmut Krätzl wurde 1987 zum Bischofsvikar für die Bereiche Erwachsenenbildung und Priesterfortbildung ernannt. Seine Ausrichtung an einer an echten Werten orientierte Bildung und Erziehung findet weit über den kirchlichen Bereich hinaus größte Beachtung. Helmut Krätzl war ein Vermittler, einer der das Einende vor das Trennende stellte: “Ich glaub, dass ich trotz meines Alters – und nicht ohne Kritik da und dort – doch einer Reihe von Leuten eine Stütze bin, in dieser Kirche zu bleiben. Eine Stütze bin, ihr Vertrauen zu Gott nicht zu verlieren, sondern zu verstärken.“
Die St. Nikolausstiftung freute sich immer über Berührungspunkte mit ihm, vor allem denken wir gerne an seine fröhlichen Besuche in unseren Nikolauskindergärten zurück. Eine seiner Visitationen führte ihn 2018 in den Nikolauskindergarten Gersthof – diese Bilder teilen wir sehr gerne mit Ihnen. Als Redner bei manchem Vornikoläusigen Weihnachtsempfang beeindruckte er durch seine wertschätzenden Worte und seine ehrliche Dankbarkeit gegenüber unseren MitarbeiterInnen.
Er wird uns als aufrichtiger, in der Seelsorge beheimateter, Mensch in Erinnerung bleiben, der in seinem priesterlichen Wirken vieles bewegte. Die Kirche war immer sein Heimathafen: “Mir kann niemand die letzte Liebe zur Kirche nehmen. Für mich ist Kirche immer mehr, als sie momentan erscheint. Die Kirche ist die Stiftung Jesus Christi, sie ist unterwegs auf ein Ziel zu. Das tröstet mich und gibt mir eine große Hoffnung. Diese Hoffnung teile ich mit so vielen anderen Menschen.”
Wir trauern um einen aktiven, umsichtigen Seelsorger und treuen Wegbegleiter der St. Nikolausstiftung. Er wird uns sehr fehlen.