Verpflichtendes Vorschuljahr ist nicht die Lösung

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Verpflichtendes Vorschuljahr für Kinder mit geringen Deutschkenntnissen ist nicht die Lösung aller Probleme im Bildungsbereich

Die Fokussierung auf sprachliche Förderung von Kindern mit geringen Deutschkenntnissen ist keine umfassende Lösung in der laufenden Bildungsdiskussion. Wo landen Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, die im Regelschulsystem überfordert sind oder gar nicht hineinkommen? Warum ist nur Sprache ein Kriterium für "Schulreife"?

Das von der Politik beschlossene Maßnahmenpaket "Deutsch vor der Schule" soll unser Bildungssystem retten. Diese – von vielen Experten zu Recht kritisierte Maßnahme – wird als Lösung des Problems gesehen. Sich nur auf die sprachliche Frühförderung zu konzentrieren, ist zu wenig. Mehr Ressourcen und Investitionen im Bereich der Elementarpädagogik würden nicht nur Kindern mit Förderbedarf – sprachlich, emotional, motorisch etc. – gut auf die Schule vorbereiten und damit eine höhere Bildungschance ermöglichen.

Kindern, die mit sechs Jahren schulpflichtig sind und noch Entwicklungsdefizite in unterschiedlichen Bereichen haben, fehlt es an guten bedürfnisorientierten (schulischen) Betreuungsmodellen. Vorschulen, in welchen ab jetzt primär Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache aufgenommen werden, decken den Bedarf der Kinder – die aus anderen Gründen nicht eingeschult werden können – nicht ab.

Was passiert mit Kindern, die in ihrer sozialen, motorischen oder emotionalen Entwicklung langsamer sind, die mit den schulischen (Leistungs-) Anforderungen noch völlig überfordert sind? Diese Kinder bräuchten einfach noch Zeit und manchmal auch zusätzlich gezielte Förderung – zum Beispiel durch eine Ergotherapie, logopädische Behandlung oder psychotherapeutische Begleitung.
"Eltern dieser Kinder stehen vor dem großen Problem, dass diese nicht im Kindergartensystem bleiben können und sie in der Schule nicht ihren Bedürfnissen entsprechend betreut werden.
Die Konsequenz, dass diese Kinder nicht in adäquaten Vorschulklassen untergebracht und stattdessen in Regelklassen eingeschult werden, ist meist mit sehr frühen und einschneidenden Erlebnissen des ‚nicht entsprechen Könnens‘, Scheiterns und Versagens verbunden. Faktoren, die die gesamte weitere Bildungslaufbahn schwerwiegend beeinflussen", bringt Mag.a Natalie Bayer-Christé, Bereichsleitung Mobile Dienste der St. Nikolausstiftung, die Problematik auf den Punkt. 

St. Nikolausstiftung fordert Verbesserung der Rahmenbedingungen im Kindergarten
Wenn die Rahmenbedingungen im Kindergarten durch eine Erhöhung der finanziellen Ressourcen  verbessert werden, könnten viele Entwicklungsprobleme rechtzeitig erkannt und durch adäquate Frühförderung behandelt werden. Eine bessere Ausbildung der PädagogInnen, die Entwicklungsdefizite, Begabungen oder Potenziale der Mädchen und Buben erkennen, ein besserer Betreuungsschlüssel und die lückenlose Umsetzung des österreichweit eingeführten BundesBildungsRahmenPlans (2010) sind zentrale Kriterien, damit alle Kinder die Chance auf eine gute Bildungslaufbahn haben.

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