Tag der Elementarbildung: Turbo zünden

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Fokus muss das Kind und die beste Bildung und Begleitung sein

“Den Turbo zünden”, so lautete eine mediale Schlagzeile zu Beginn des Jahres. Das Spannende daran: erstmals saßen VertreterInnen der SozialpartnerInnen sowie der Industriellenvereinigung gemeinsam in der Hofburg bei einem Kinderbetreuungsgipfel und forderten Verbesserungen im Bereich der Elementarpädagogik.

Die Gründe mögen verschieden sein, auf der einen Seite die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, auf der anderen Seite die Bekämpfung des Fachkräftemangels und die bevorstehenden Landtagswahlen in Niederösterreich zählen wohl auch dazu.

Dass Veränderungen dringend notwendig sind, steht außer Frage. „Aber wir vermissen den Fokus auf das Kind. An erster Stelle sollte stehen, was brauchen Kinder in Österreich, um gesund aufwachsen zu können und damit sie gut in ihre Bildungslaufbahn starten können, denn das ist der Auftrag des Kindergartens, deshalb brauchen wir dringend bessere Rahmenbedingungen“, schildert Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, einmal mehr die Sachlage.

Pädagogische Qualität im Kindergarten

Die pädagogische Qualität in elementaren Bildungseinrichtungen ist für die Entwicklung der Kompetenzen junger Kinder und damit für ihre Bildungsbiografie ausschlaggebend. Gute Qualität bedeutet, dass Kinder optimale Bedingungen für ihre individuelle Entwicklung vorfinden (…). Von dieser Förderung profitiert nicht nur jedes Kind, sondern auch die Gesellschaft insgesamt – so steht es im Bundesländerübergreifenden BildungsRahmenPlan (Kapitel 5, Päd. Qualität, S. 25).

Qualität steht im engen Zusammenhang mit den strukturellen Rahmenbedingungen. Für elementarpädagogische Einrichtung bedeutet das ein guter Fachkraft-Kind-Schlüssel, weniger Kinder in der Gruppe, und multiprofessionelles Unterstützungspersonal, damit jedes Kind die Förderung und Begleitung bekommt, die es für seine Entwicklung benötigt. Das ist für ein Kind Sprachförderung, für ein anderes Kind Unterstützung bei kognitiven, sozial-emotionalen oder motorischen Kompetenzen.

„Mit besseren Bedingungen und der Unterstützung von mehr interdisziplinärem Fachpersonal könnten alle Kinder im Kindergarten gut in ihren Entwicklungs- und Bildungsprozessen unterstützt werden“, ist Susanna Haas, pädagogische Leitung der St. Nikolausstiftung, überzeugt und verweist auf die Mobilen Dienste der St. Nikolausstiftung. Bereits seit 2010 ist jedem Standort der St. Nikolausstiftung ein fixes Team bestehend aus einer inklusiven ElementarpädagogIn, PsychologIn und ErgotherapeutIn zugeordnet. Dies ermöglicht eine kontinuierliche und bedarfsorientierte Zusammenarbeit. Das interdisziplinäre Team steht den Kindern im Regelkindergarten begleitend zur Seite und berät PädagogInnen im Kindergartenalltag sowie Eltern im Umgang mit alltäglichen, aber auch bei besonderen Herausforderungen.
Um alle Kinder ihren Bedürfnissen entsprechend begleiten zu können, wären noch mehr interdisziplinäre Fachkräfte notwendig.

Inklusive Pädagogik ist das Ziel

Das Ziel muss eine flächendeckende inklusive Pädagogik sein und der Kindergarten und alle anderen Bildungsinstitutionen müssen allen Kindern offenstehen. Denn laut Kinderrechtskonvention darf kein Kind aufgrund einer Behinderung oder anderen Merkmalen benachteiligt werden. Das bisherige System, Kindergärten mit Integrationsgruppen zu führen, ist also nur die „zweitbeste“ Möglichkeit. Im Unterschied zu Integration bedeutet Inklusion, dass sich die Bildungsinstitution an die besonderen Bedürfnisse der Kinder anpassen soll und nicht umgekehrt.
Am Tag der Elementarbildung, dem 24. Jänner, veranstaltet der Verein EduCare im Wiener Rathaus eine Tagung und setzt sich mit ExpertInnen in einem Qualitätscheck Elementarpädagogik mit dem Thema „Inklusion (er)leben“ auseinander.

Ja, den Turbo gilt es jetzt zu zünden, aber der Beweggrund für konkrete und nachhaltige Veränderungen in der Elementarpädagogik muss das Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen sein. Und wenn es dann auch noch der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der Wirtschaft dient, dann ist es eine Win-Win-Situation für alle.

Mit vielen fundiert ausgebildeten Fachkräften und entsprechenden Rahmenbedingungen kann der Kindergarten, die erste Bildungseinrichtung, diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe der frühkindlichen Bildung übernehmen. Gut ausgebildete und gesunde Kinder sind die gut ausgebildeten und engagierten Menschen der Zukunft.