Bildungsreform bei bestehenden Rahmenbedingungen im Kindergarten nicht möglich

"Bildung muss bei den Kleinsten beginnen, aus diesem Grund wurde die Schuleingangsphase neu gestaltet. (…)", erklärte die Bundesministerin Gabriele Heinisch-Hosek gestern in einer Aussendung. Die Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule ist für die Bildungslaufbahn der Mädchen und Buben zukunftsweisend – soweit stimmen die St. Nikolausstiftung und Ministerin überein. Endlich wird der Kindergarten als Bildungseinrichtung erkannt, aber entsprechende Maßnahmen, damit die notwendigen Qualitätsverbesserungen im Kindergarten auch umgesetzt werden können, fehlen im Gesetzesentwurf wieder gänzlich. "Es wird nicht möglich sein, mehr zu leisten, ohne dass es mehr Ressourcen gibt. Seit Jahren fordern ExpertInnen nicht nur die Erkenntnis des Bildungsauftrags im Kindergarten wahrzunehmen. Jetzt müssen endlich konkrete Schritte gesetzt werden", fordert Mag. Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung.

"PädagogInnen beobachten und dokumentieren im Kindergarten", bestätigt Susanna Haas, MA, pädagogische Leiterin der St. Nikolausstiftung. Der vom Gesetzesentwurf vorgesehene Besk- bzw. BeskDaZ-Beobachtungsbogen, der von den Eltern bei der Schuleinschreibung mitübergeben werden soll, sagt wenig über die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes aus. Dies sind Sprachbeobachtungsbögen, die zur Sprachstandsfeststellung dienen. Die ganzheitlichen Kindbeobachtungen finden im Kindergartenalltag statt, aber dies sind Aufzeichnungen, die dem/der PädagogIn dienen, um die Entwicklungsschritte des Kindes zu dokumentieren und notwendige Maßnahmen zu initiieren. Dies ist ein Arbeitsinstrument des/der PädagogIn, aber kein "Transitionspapier".

Ein notwendiges Gespräch auf Augenhöhe zwischen ElementarpädagogIn und LehrerIn ist strukturell nicht vorgesehen, wäre aber höchst notwendig und sinnvoll. Aber dafür fehlt es an Zeit und personellen Ressourcen. Ein weiterer wichtiger Aspekt für einen erfolgreichen Übergang ist eine gemeinsame Ausbildung beider Berufsgruppen. Damit würden die einzelnen Bildungsprozesse, die im Kindergarten begonnen und in der Schule weitergeführt werden, für das einzelne Kind kongruent und entscheidend für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn sein. "Diese wichtige Transition mit allen Facetten kann nicht durch einen simplen Datenaustausch erfolgen. Zu beachten ist außerdem, dass Aufzeichnungen der PädagogInnen immer subjektiv sind und eine unkommentierte Weitergabe unprofessionell ist", bringt es Susanna Haas auf den Punkt.

Fazit der St. Nikolausstiftung: ja zur Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule, aber eine Verbesserung der Schuleingangsphase und die gewünschte Qualitätssteigerung zum Wohl der Kinder sind nur mit entsprechenden Rahmenbedingungen im Kindergarten möglich. 

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