Frühkindliche Bildung braucht endlich Kontinuität und Handlungssicherheit

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Die Personalsituation in Österreichs Kindergärten und Horten ist prekär, elementarpädagogische Einrichtungen brauchen dringend mutige Entscheidungen von politischen VerantwortungsträgerInnen.

Aktuell tagen die für den außerschulischen elementarpädagogischen Bildungsbereich zuständigen VertreterInnen der Länder und des Bundes zur 15a-Vereinbarung ab dem Kindergartenjahr 2022/23. Verantwortliche aus dem diözesanen Bereich hoffen auf große Schritte des Bundes und der Länder, um endlich notwendige Maßnahmen für den Erhalt und eine Qualitätsoffensive einleiten zu können.

Die Verantwortlichen für die elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen aus dem interdiözesanen Bereich (kurz IDA) treffen sich jährlich zum Austausch, um aktuelle Themen der Elementarpädagogik zu diskutieren und neue Impulse zu setzen. Im Rahmen der Tagung, die heuer in Salzburg stattgefunden hat, wurde von einer Expertin das Thema „Personalakquise/Onboarding/ Bindung an das Unternehmen“ vorgestellt und gemeinsam wurde über die österreichweit akute Situation in elementarpädagogischen Einrichtungen aufgrund des Personalmangels diskutiert.

Alle TeilnehmerInnen der Tagung waren sich bei dem Thema einig: Es braucht jetzt mutige Entscheidungen, um ausgebildetes Personal für den Einsatz in den Kindergärten und Horten zurückgewinnen zu können sowie eine sofortige Ausbildungsoffensive. Fast alle Bundesländer klagen über einen akuten Personalmangel und über den notwendigen Einsatz von nicht-ausgebildetem Personal in den Gruppen. Dies ist aus Sicht der Kinder und des bestehenden Personals ein untragbarer Zustand.

Föderalismus: Neun Länder, neun Gesetze

Im Austausch wurden einmal mehr die neun unterschiedlichen gesetzlichen Handlungsoptionen sichtbar: Z.B. können in Wien bei (nachgewiesenem) fehlendem Personal PädagogInnen-Stellen mit einer Person besetzt werden, die 1000 Stunden Erfahrung im Kindergarten vorweisen kann, im Gegensatz dazu gibt es in Oberösterreich – außer dem Nachweis der aktiven Suche – keine formalen Vorgaben für die Auswahl des Ersatzes einer PädagogIn und in Salzburg müssen Gruppen ohne pädagogischem Fachpersonal geschlossen werden.

Aus Sicht der Kinderrechte sind die großteils politischen Entscheidungen nicht nachvollziehbar, denn die Aufgabe im System Kindergarten ist in jedem Bundesland die gleiche: Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen und zu begleiten. Egal ob es sprachliche oder motorische Unterstützung braucht, ob ein Kind Begabungen zeigt und diese gefördert werden, ob ein Kind in emotioneller und sozialer Kompetenz gestärkt werden soll – in Österreich sollten alle Kinder die gleichen Bildungsmöglichkeiten vorfinden. Die gesetzlichen Unterschiede sind für ExpertInnen nicht nachvollziehbar.

Fazit der Tagung

Elementare Bildungseinrichtungen sind endlich in der Wahrnehmung als Bildungseinrichtung angekommen. Die Verantwortlichen in Bund und Ländern haben den Ausbau der Kinderbildungseinrichtungen im Blick, aber verabsäumt, auf die Qualitätsentwicklung zu achten und entsprechende Ressourcen für die Einrichtungen bereitzustellen, damit diese entsprechend des Bildungsauftrages ihre Aufgabe erfüllen können – wie z.B. angepasste Vorbereitungs- und Planungszeit, der Einsatz von mehr Fachpersonal in den Gruppen, die Verminderung der Kinderzahl und vieles mehr. Jetzt braucht es bereits Maßnahmen, um die prekäre Personalsituation in den Einrichtungen zu lösen. Dieses jahrzehntelange Versäumnis hat österreichweit gravierende Auswirkungen auf den Bildungsbereich Elementarpädagogik – viele Pädagoginnen und Pädagogen verlassen die Einrichtungen und können nicht nachbesetzt werden. „Im Kindergarten und Hort zu arbeiten und Kinder bei der Entwicklung zu begleiten, ist ein auch wichtiger Beitrag für die Gesellschaft. Umso unverständlicher ist es für uns als Verantwortliche für rund 750 Einrichtungen, dass es für junge Kinder in Österreich keine Lobby gibt und Expertinnen und Experten seit Jahrzehnten nicht gehört werden“, so Susanna Haas, Vorsitzende der IDA-Tagung zum Abschluss.

Über die ReferentInnen-IDA:  

Auf der einmal im Jahr stattfindenden Fachtagung der ReferentInnen der interdiözesanen Arbeitsgemeinschaft – kurz IDA – treffen sich Verantwortliche aus dem diözesanen Bereich sowie dem Ordensbereich für die kirchlichen elementarpädagogischen Bildungseinrichtungen sowie der kirchlichen Horte. Der Austausch zukunftsweisender Fragestellungen im elementarpädagogischen Bereich ist fachlicher Tagungsschwerpunkt. Die diesjährige IDA-Tagung fand vom 04.-06.05.2022 zum Thema „Personalsituation in Österreich“ statt.