20. November: Tag der Kinderrechte

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Kindergarten: erste und prägende Bildungsinstitution

Am 20. November 1989 wurden bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen die Rechte des Kindes beschlossen. Auch Österreich hat sich mit der Unterzeichnung verpflichtet, Kinderrechte ernst zu nehmen und diese bestmöglich umzusetzen.

373.881 Kinder haben im Kindergarten- und Hortjahr 2020/21 österreichweit einen Kindergarten, eine Kleinkindergruppe oder einen Hort besucht (Quelle: Statistik Austria). 2020 hat uns auch die Corona-Pandemie mit voller Wucht erwischt und aufgezeigt, wie wichtig verlässliche außerfamiliäre Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für das Kindeswohl sind.

Corona-Pandemie zeigt die Schwachstellen im System auf

„Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder verfährt“, so ein bekanntes Zitat von Gustav Heinemann. Die Schwächsten in einer Gesellschaft sind zumeist Kinder, Menschen mit Beeinträchtigung und ältere Personen. Wer die mediale Berichterstattung in den letzten Wochen und Monaten verfolgt hat, kann die Appelle seitens VertreterInnen der Elementarpädagogik sowie des Pflegepersonals nicht überhört haben. Die Rahmenbedingungen passen in beiden Arbeitsbereichen nicht!

Artikel 28: Recht auf Bildung!

Die Trägerorganisationen KIWI – Kinder in Wien und St. Nikolausstiftung haben gemeinsam 175 Standorte in Wien. Mehr als 14.000 Kinder zwischen 0 und 10 Jahren werden in den Kindergärten und Horten gebildet und betreut. Wir nehmen den Tag der Kinderrechte als Anlass, um an die politisch Verantwortlichen, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene, zu appellieren, den Fokus auf ein gesundes, faires und entwicklungsförderliches Aufwachsen eines jeden Kindes in Österreich zu legen.

Am 12. Oktober 2021 gingen in Wien 5000 ElementarpädagogInnen, AssistentInnen und bildungspolitisch aktive Menschen auf die Straße, um einmal mehr auf die unzureichenden Rahmenbedingungen in der Institution Kindergarten hinzuweisen. Nicht einmal in Wien sind die Voraussetzungen für den Kindergartenbesuch einheitlich geregelt. Jede private Trägerorganisation ist darauf angewiesen, einen zusätzlichen Elternbeitrag einzuheben, um den Betrieb gewährleisten zu können. Rund 70% der Kinder zwischen 0 und 10 Jahren gehen in Wien in einen privaten Kindergarten oder Hort (Quelle: Statistik Austria). Beitragsfrei ist der Kindergartenbesuch aber nur für rund 30% der Kinder, die eine Einrichtung der Stadt Wien besuchen. Und der Blick auf die anderen Bundesländer zeigt auch kein besseres oder gar einheitliches Bild. Im Sinne des Rechtes des Kindes auf Bildung muss ein kostenfreier Besuch einer elementarpädagogischen Einrichtung das klare Ziel sein. Die bevorstehenden Verhandlungen zur 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern bieten den geeigneten Anlass dafür, diese Initiative muss aber von allen Verantwortlichen in den Bundesländern gemeinsam erfolgen und mit Nachdruck verfolgt werden. Die Erhöhung des Budgets für elementare Bildung auf mindestens 1% vom BIP wird unumgänglich sein. Zum Vergleich: Die skandinavischen Vorzeigeländer Schweden und Norwegen geben 2% vom BIP für elementare Bildung aus.

Wir appellieren hier an Bund und Länder, damit sich die Rahmenbedingungen für die Elementarpädagogik für alle zum Positiven ändern.

Kindergarten legt den Grundstein für das weitere Leben  

Nie lernt ein Mensch so viel, wie in den ersten Lebensjahren. Der Kindergarten spielt dabei eine zentrale Rolle, wie auch viele Studien belegen. Höhere Investitionen in die elementare Bildung zahlen sich aus, weil die Kinder in allen Entwicklungsbereichen gestärkt werden. Für ein glückliches und erfolgreiches Leben sind viele Kompetenzen notwendig. Der ganzheitliche Ansatz, welcher einen gelungenen Kindergartenalltag prägt, vereint die Unterstützung und Förderung der Kinder in allen Bereichen. Vielfältige und gezielte Impulse in motorischen, sprachlichen, kognitiven und sozial-emotionalen Entwicklungsbereichen stärken Kinder für ihr weiteres Leben. „Die Welt trifft sich im Kindergarten“ – und so ist der Kindergartenalltag geprägt von Gemeinschaft, Konflikten, emotionalem Stress, Gefühlen wie Freude, Wut, Angst, Traurigkeit und vielem mehr. Kinder darin zu begleiten, erfordert sehr viel Fachwissen, Empathie, Geduld und vor allem Zeit für das einzelne Kind. Damit jedes Kind, unabhängig von seinen Bedürfnissen, seiner Herkunft, des sozialen Umfelds, des Geschlechts, gesundheitlicher Beeinträchtigungen faire und entwicklungsförderliche Bedingungen vorfindet, braucht die Bildungsinstitution Kindergarten mehr Ressourcen.

Viele Entscheidungen der letzten Monate wurden – und werden immer noch – ohne Rücksicht auf Bedürfnisse von Kindern entschieden. Mehr denn je fordern wir die PolitikerInnen auf, das Wohl der Kinder an die erste Stelle zu stellen und alle Entscheidungen mit dem Bewusstsein, die Kinderrechte zu wahren, zu prüfen und danach zu treffen.

Rückfragehinweis:

St. Nikolausstiftung
Mag.a Gabriele Zwick
g.zwick@nikolausstiftung.at, 0664 610 13 98

Kinder in Wien
Susanne Borth, MSc
s.borth@kinderinwien.at, 0664 886 89 008
www.kinderinwien.at