Kindergarten: Corona-Krise zeigt Handlungsbedarf auf

Zusammenschluss privater Träger fordert bundesweit einheitliche Richtlinien

Die letzten Wochen waren für die gesamte Republik eine Herausforderung. Die Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von CoViD-19 waren für alle Neuland, wodurch der Job der Entscheidungsträger/innen besonders schwer war. In der Rückschau gilt es jedoch genau zu analysieren, an welchen Stellen es besonders knirschte, denn in vielen Bereichen wurde in der Krise deutlich, welche strukturellen Probleme schon vorher da waren, die es nun jedoch schleunigst zu lösen gilt. Im Bereich der elementaren Bildung wollen wir, die Initiative Auftrag.Bildung*, diese Problemfelder benennen und einen offenen Diskurs über Verbesserungen im Kindergartenbereich anstoßen.

Was schon vor der Krise galt, wurde in den letzten zwei Monaten besonders deutlich: Dadurch, dass die Länder und teilweise sogar Gemeinden für den Betrieb der Einrichtungen (entweder selbst als Träger oder in Kooperation mit privaten Betreibern) zuständig sind, gab es keine österreichweit gültigen Richtlinien. Substanzielle Fragen zur Führung der Einrichtungen wurden teilweise neun Mal unterschiedlich beantwortet:

Sind die Kindergärten geschlossen oder durchgängig offen zu halten? Dürfen Eltern ihre Kinder bringen? Müssen die Eltern den Elternbeitrag bezahlen, auch wenn das Kind nicht in der Einrichtung ist? Wann werden die Kinder wieder eingeladen, zu ihren gewohnten Zeiten in die Einrichtung zu kommen? Welche Gruppengrößen gelten dann? Wie verbindlich ist die Einhaltung der Hygieneempfehlungen? Welche Konsequenzen hat es, wenn Infektionsfälle (Kinder, Mitarbeiter/innen, Eltern) auftreten?

Das ist nur ein Auszug der großen Fragen und Telefoninhalte verunsicherter Eltern. Die vielen länderspezifisch unterschiedlich geregelten Details würden den Rahmen sprengen. Diese unterschiedlichen Regelungen führten letztendlich dazu, dass das Bildungsangebot in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen von Bundesland zu Bundesland noch augenscheinlicher variierte als sonst. Zur ohnehin bestehenden Unsicherheit durch die Situation kam eine demonstrativ zur Schau gestellte Unzuständigkeit von Seiten der Bundesregierung. Mehrmals wurde in Presseauftritten und im direkten Kontakt betont, dass es Aufgabe der Länder sei, diese Fragen zu klären. Um österreichweit gleichbleibende Qualität, Sicherheit und gesundheitliche Schutzvorkehrungen in der Bildung und Betreuung sicherstellen zu können, muss sich das ändern. Bis heute ist es nicht österreichweit einheitlich geregelt, wie viele Kinder pro Gruppe anwesend sein dürfen oder welche Schutz- und Hygienemaßnahmen verbindlich einzuhalten sind.

Als private Träger von elementaren Bildungseinrichtungen sehen wir uns den Kindern und Eltern in diesem Land verpflichtet. Wir wollen ihnen die bestmögliche Bildung in qualitativ hochwertigen und gut organisierten Einrichtungen ermöglichen. Dazu braucht es klare Vorgaben, die vom Bodensee bis zum Neusiedler See, von Gmünd bis Bad Eisenkappel gelten. Weil jedes Kind in Österreich die gleiche Bildung verdient hat.

* BÖE, Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Kinderfreunde, St. Nikolausstiftung und Volkshilfe haben sich unter dem Namen „Auftrag Bildung. Trägerinitiative Kinderbetreuung“ zusammengeschlossen, um Anliegen und Positionen im Bereich der Elementarpädagogik gemeinsam zu vertreten.

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